dritte Woche

Die dritte Woche habe ich mit der Jam Session begonnen. Im Satellite (Bar der EPFL) konnten alle wagemutigen Musiker auf die Bühne und in dauernd wechselnder Formation spielen. Sehr beeindruckend, sie haben nicht einmal die Tonart abgemacht. Einer beginnt mit einem Motiv, wer will, kann einsteigen oder ein anderes vorspielen. So entwickelt sich immer wieder etwas anderes, das ging von Reggae über Rock bis zu jazzigen Stücken. Jeder kann solieren, dann hält sich der Rest der Crew zurück. Evelyn (eine sehr gute Gymerkollegin) kam an diesem Abend auch nach Lausanne, es war super, sie wieder einmal zu sehen. Ich habe zwar schon viele Leute kennengelernt, aber die Berner fehlen mir manchmal schon ein bisschen.

Am Dienstag war ich dann zu müde, um noch ins EPFL-Kino zu gehen. Leider brauche ich nach wie vor 9-10 Stunden Schlaf im Durchschnitt (!), so dass mein Ausgang schnell an physische Grenzen stösst. Den Mittwoch Abend verbrachte ich mit Pä (meinem Freund) und Nicolas, die beide mit mir im Gymer waren und jetzt auch an der EPFL begonnen haben. Ihre Reaktionen auf die EPFL sind etwas weniger enthusiastisch. Sie haben mehr Mühe, sich zu integrieren oder finden die anderen Studenten einfach langweilig und spiessig.

Es ist wirklich auffällig, dass es praktisch keine Skater, Hiphopper oder Metalhörer gibt. Diese Jugendkulturen, die in Bern recht ausgeprägt sind, existieren hier nicht sichtbar. In Sachen Kleidung und Frisur will man offenbar nicht auffallen. Allerdings sieht man auf den Strassen viel mehr Dunkelhäutige und mehr junge Leute als bei uns.

Mein Freund Pä wohnt noch in Niederscherli bei den Eltern, er verbringt jeden Tag 5 Stunden mit pendeln. Leider haben wir noch kein gemeinsames Zuhause. Er hat den Studiengang Materialwissenschaften (science et génie des matériaux) begonnen. Er wird in verschiedenen Wissenschaften unterrichtet werden, v.a. Chemie, Bio und Physik. Als Ingenieur der Materialien wendet er dieses Wissen dann für die Entwicklung besserer Materialien an. Das Aushängeschild der EPFL auf diesem Gebiet ist die Alinghi, die dank Materialien, die genau auf ihre Verwendung zugeschnitten sind, den Sieg nach Hause bringen konnte.

In seinem Studiengang sind nur 47 Personen im ersten Semester, im nächstes Jahr wird sich das noch einmal um die Hälfte reduziert haben. Das ist natürlich beneidenswert! Im Moment sind die meisten Vorlesungen mit anderen Fakultäten zusammen, da an der EPFL das erste Jahr dazu dient, die Grundlagen sauber zu erarbeiten. Im Klartext: die Hälfte unserer Vorlesungen sind Math.

Die Art, wie hier Mathematik betrieben wird, unterscheidet sich grundlegend vom Gymnasium. Bis jetzt geht es nur darum, Definitionen zu lernen und sie anzuwenden, um die offensichtlichsten Dinge zu beweisen. Nichts darf mehr als gegeben verwendet werden, wenn nicht vorher ein Beweis dazu geführt wurde. Die Vorlesungen geben einen grossen Schreibaufwand, sogar mit den extrem gerafften mathematischen Abkürzungen. Und wehe, ein Zeichen fehlt! Jedes einzelne ist unerlässlich für den Sinn der Definitionen und Beweise. Danach kommen jeweils die Übungsstunden. Im Moment fällt es noch ziemlich schwer, die Hirnwindungen richtig zu krümmen. Aber ich habe mir von einem Repetenten (sehr zahlreiche Spezies, im ersten Jahr hat die EPFL eine Durchfallquote von 60%) sagen lassen, diese Übungen seien wirklich einfach, wenn man sich mal ein bisschen daran gewöhnt habe. We'll see!

Donnerstag Abend ging ich in den Uni-Chor. Ich bin begeistert! Hatte ganz vergessen, wie es ist, in einem Chor zu singen. Dieses Körpergefühl ist einfach einzigartig. Jeder Muskel muss sich daran beteiligen, einen schönen Ton hervorzubringen, die ganze Körperhaltung wird sofort viel besser. Wir sind etwa 70 Personen von der EPFL und der UNIL. Gesungen werden:
-"Die erste Walpurgisnacht" von Felix Mendelssohn, ballade pour solistes, choeur et orchestre
-"Messe in Es-Dur" von Franz Schubert, pour solistes, choeur et orchestre.
Am Dienstag 6. und Mittwoch 7. Mai singen wir dann in der Kathedrale von Lausanne. Ihr seid alle herzlich eingeladen! Das Niveau verspricht hoch zu werden, wir haben neben den wöchentlichen Proben jeden Monat ein Probe-Weekend.

Am Donnerstag kam Mama/Suzanne von ihrem dreimonatigen Ecuador-Aufenthalt zurück! Ich liess also die Chemie fallen und reiste schon am Freitag Nachmittag nach Bern. Es ist schön, dass sie endlich wieder da ist!

5 responses to “dritte Woche”

  1. Versand der Comments

    Wie das wohl nun wieder geht? Elisa

    Submitted by Elisa

  2. Willkommen

    Liebe Elisa, genau so gehts! :-)

    Submitted by Vera's Old Posts

  3. Schön, so mitzuerleben, was

    Schön, so mitzuerleben, was du alles neu entdeckst. Ein ganz interessantes Leben und du packst es wieder ganz klug an! Das ist eine wahre Freude. Wir vermissen dich hier schon etwas.

    Submitted by Hanni

  4. Ueben

    Nicht Du, sondern Elisa übt Kommunikation. Also nun, gute Woche. Elisa

    Submitted by Elisa

  5. Heureka

    Scheint zu funktionieren. Elisa

    Submitted by Elisa