Informatikstudium

Nun studiere ich schon seit sieben Wochen Informatik, das heisst ich bin genau in der Mitte des ersten Semesters. Es gefällt mir gut, wir haben viel mehr Vorlesungen, die wirklich ins Fachgebiet der Informatik gehören. In der Mathematik gehts viel besser, einerseits weil ich alles schon mal gehabt habe. Andererseits sind die Anforderungen auch deutlich geringer: hatte ich im Physik 2 Semester Algebra, konzentrieren wir uns nun auf die nötigsten Anwendungen und schliessen die Vorlesung schon nach einem Semester ab. Auch in der Analysis geht es nicht mehr um die Beweise, sondern darum, konkrete Aufgaben auszurechnen.

Ich habe so mehr Zeit zum Atmen, und um Japanisch zu lernen! Wie es für alles eine Association gibt, wird auch die japanische Kultur auf dem Campus gefördert: die Vereinigung PolyJapan organisiert einmal in der Woche einen Filmabend mit Animés, das sind japanische Zeichentrickfilme, die normalerweise auf einem Manga (japanisches Comic) basieren. Das sind oft nicht Kinderfilme, es gibt viele Mangas/Animés für Erwachsene. Die Projections sind meistens auf Japanisch mit französischen oder englischen Untertiteln. Es ist also eine super Gelegenheit, Japanisch zu hören und hin und wieder ein Wort zu verstehen.

Einmal in der Woche besuche ich einen Japanischkurs, der auch von PolyJapan organisiert wird. Für den super Preis von 15.-/90Min. lernen wir in einem 8-er Grüppli Japanisch. Die Lehrerin ist Japanerin, kann aber rel. gut französisch und englisch. Diese zwei Stunden sind das Highlight meiner Woche, es ist sehr spannend und herausfordernd!

Doch zurück zur Informatik, resp. zu den Informatikern. Es fiel und fällt mir sehr schwer, Kontakte zu schliessen. Vor einem Jahr hatten wir in der Physik schon viele Kontakte, es hatten sich Gruppen gebildet und man unternahm etwas zusammen. Doch die Informatiker interessieren sich irgendwie nicht füreinander. Ausserdem sind wir gerade mal 12 Mädchen, auf 150 Jungs. Viele scheinen Angst vor mir zu haben, ich werde nicht angesprochen. Wenn ich also jemanden kennenlernen möchte, muss ich mühsam ein Gespräch in Gang bringen und halten, auf der anderen Seite gibts nicht viel Kooperation. Ich hoffe, dass sich das noch bessert.

Um so mehr pflege ich die Kontakte zu den Physikern. Da ich ja nun ein eigenes Studio habe, konnte ich sie schon einmal zum Mittagessen einladen, es war super. Ausserdem bin ich gestern offiziell zur Kassiererin des Chors gewählt worden. Ich werde also auch Zeit mit den Leuten aus dem Comité verbringen. Und dann stehen mir natürlich die 120 Chormitglieder für soziale Interaktionen zur Verfügung. :-)

3 responses to “Informatikstudium”

  1. Asoziale

    Da kommt einem ja grad das Gruseln, wenn man sieht, wie du von lauter jungen Leuten umgeben bist, die vorzugsweise mit Maschinen kommunizieren. Mich dünkt, man sollte an höherer Polystelle mal über die diesem Studium inhärenten menschlichen Gefahren nachdenken und die eine oder andere Lehrform entwickeln, die die Leute zur Zusammenarbeit zwingt.

    ... und trag Sorge zu deiner Stimme :-) und freundliches Grüsslein an deine physici, die wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Ich weiss das übrigens auch. Es ist Energie und Zeit, quasi der subjonctif: unser Wollen, unser Freude, unsere Ängste und ein paar conjonctions temporelles.

    Submitted by Suzanne

  2. Re: Subjonctif

    Genau, man lernt sehr viel über die Welt, indem man Sprachen studiert! Deshalb habe ich auch kürzlich eine Literaturvorlesung besucht, der Horizont wird durch alle Disziplinen erweitert!

    Submitted by Vera's Old Posts

  3. Horizonterweiterung

    Leute, die nicht wollen, lässt man am besten links liegen; die sind uninteressant; Bravo an die "caissière"; das wird Dich in die "société" einführen. Schön, dass das neue Studium offenbar Dein ding ist; das Leben damit zubringen, etwas zu beweisen, anstatt etwas zu tun, das wäre meine Sache auch nicht.

    Das Japanprojekt ist nicht dringend, aber nicht aus dem Auge zu verlieren. Das wäre eine echte Horizonterweiterung. Du wirst es wohl auch gesehen haben, dass in der Collection de l'Art Brut, zum erstenmal in Europa, eine Ausstellung japanischer Werke zu sehen ist. Bis am 25.1.2009; ich beabischtige, diese jedenfalls zu besuchen. Und in diesem Zusammenhang findet am 27.11.08, 19.00 Uhr, eine Führung auf Japanisch stat. Etwas für dich? Um das Ohr an die Sprache zu gewöhnen? www.artbrut.ch. Elisa

    Submitted by Elisa