Brügge, auch das Venedig des Nordens genannt, ist ein wunderbar romantisches Städtchen nur eine Stunde von Brüssel entfernt. Auch hier waren wir als Touristen fast alleine, wir fanden uns alle gezwungenermassen wieder im gleichen Restaurant, um "warme Wafels" zu essen. Die Kanäle waren zugefroren, was der Stadt einen besonders ruhigen Charme verlieh. So konnten nur die Kutschen zirkulieren, eine Bootsfahrt werde ich im Sommer sicher einmal machen. Viele Museen waren geschlossen, so konnten wir die grossen flämischen Meister (die auf Französisch "les primitifs flamands" heissen) aus der Umgebung nicht bestaunen. Dafür entdeckte ich nebenan ein Museum mit Bildern von Frank Brangwyn (1867-1956), die mir sehr gut gefielen. Beeindruckend waren die unterschiedlichen Techniken, die er alle beherrscht hat. Er hat sogar Möbel und Teppiche gemacht!
Brüssel hat mir ausserordentlich gut gefallen, obwohl wir natürlich komplett neben der Saison waren. Es ist eine angenehme Stadt, die weder hektisch noch verschmutzt oder unsympathisch wirkt. Wahrscheinlich sind die Strassen im Sommer schon vollgestopft mit Touristen, besonders während der Zeit des gigantischen Blumenteppichs auf dem grossen Platz, den ich aber trotzdem einmal sehen möchte. Das Erstaunlichste für uns Schweizer waren die Chocolatiers an allen Ecken und Enden. Offenbar haben die Belgier das Gefühl, Schokolade sei eine ihrer Spezialitäten!
Ich bin zurück von Brüssel, es war super! In diesem Eintrag schreibe ich über "nos amis belges". Der Universitätschor von Louvain-la-Neuve besteht erst seit 4 Jahren, was sich auch in fehlender Struktur und Organisation bemerkbar gemacht hat. Alle Beteiligten kamen, wann es ihnen passte, oder auch nicht. So waren wir erst für die Hauptprobe vollständig. Auch die musikalische Qualität hat uns ziemlich erschreckt, offenbar waren die Carmina Burana wirklich am oberen Limit ihrer Möglichkeiten.
Nach 14 Wochen Semester ohne Unterbruch habe ich mich riesig auf die Winterferien gefreut. Zuerst habe ich natürlich diverse Weihnachtsgeschenke gebastelt und ging dann mit Päs Familie und einer befreundeten Familie für ein paar Tage nach Äschi ob Spiez. Dort haben diese Freunde ein schnusiges Häuschen mit wunderbarem Blick über den See und auf die Berge. Wir fuhren bei super Bedingungen in Adelboden Ski und feierten zusammen Silvester. Im neuen Jahr gings dann so richtig ans Lernen, ich hatte zwei Prüfungen vorzubereiten.
Der Chor und ich verbrachten das letzte Wochenende in Vaumarcus am Neuenburgersee. Wir sind musikalisch weitergekommen, müssen aber (optimalerweise) das ganze Werk auswendig können. Die Carmina sind einfach genial, es macht sehr viel Freude! Besonders gefällt mir die Taberna, die nur von den Herren gesungen wird, sie ist so voller Energie. Wir hatten auch eine Konferenz mit einem Professor der UNIL, der uns etwas über die mittelalterlichen Carmina und über Orff selbst erzählt hat. Es war interessant, Orff als Erben Stravinskys zu sehen: obwohl man es beim Zuhören nicht unbedingt merkt, hat auch Orff die Metrik befreit, die Anzahl Schläge ändert zum Teil von Takt zu Takt.